Vollzeitblogger

Suche: Gleichgesinnte im Internet

August 10, 2012

Seitdem ich mit 12 meinen Internetanschluss bekam, wurde mein Leben leichter, ich interessierte mich noch mehr für Computer, fing an mit HTML und CSS herumzubasteln und fand einen Kreis von leicht elitistischen Computerfreaks und ein tolles Forum, das heute fast ausgestorben ist.

Zu diesem Thema schreibe ich eigentlich, weil Marina Weisband von der ZEIT interviewed wurde und es mir ähnlich ging.

Ich war nie beliebt, immer etwas merkwürdig und nicht gerade ein Genie darin mich anzupassen und oben drein nicht Autoritätsaffin. Eigentlich klar, dass man nicht sofort Freunde findet, wenn man mit 11 nach Dänemark zieht und dort alles etwas anders läuft. Davor war es auch nicht besser, da das Gymnasium in Deutschland einen mit Hausaufgaben bombadiert und man als Bücherwurm etwas der Außenseiter ist.

Cool sein habe ich bis heute nicht gelernt, aber viele Freunde habe ich gefunden, besonders, da die Beliebtheit nicht mehr dadurch bestimmt wird wie gut man in Sport ist.

Das Internet als Idenditätsmaschine

Was für meine Identität entscheidend war, war auch die Internetverbindung. Ich fand ein, zwei geekigen IRC chats und ein Forum indem ich mich arrangieren konnte, lernte den Umgang mit Bildbearbeitung (GIMP, Hurra!) fand viel Wissen und Menschen, die sich für Programmierung, Linux und noch viel mehr interessierten.

Dieses Segment der Netzwelt war damals etwas elitistisch, man war was man sagte und konnte. Darüber hinaus zählte nichts, außer das weibliche Teilnehmer generell mehr Aufmerksamkeit bekamen, weil sie in diesem Teil des Netzes dünner gesät waren als anderswo.

Das bringt mich mal wieder dazu das Hacker Manifest zu zitieren:

We exist without skin color, without nationality, without religious bias... and you call us criminals. You build atomic bombs, you wage wars, you murder, cheat, and lie to us and try to make us believe it's for our own good, yet we're the criminals.

Ich bin kein genialer Programmierer, das weiß ich durch das Internet. Durch das Internet habe ich eine andere Perspektive, weiß wie viele geniale Dinge jeden Tag geschaffen werden und gebe mich nicht damit zufrieden mehr Quelltext zu verstehen als die meisten Menschen, die ich nicht nur über Kupfer und Glasfaserkabel kenne.

In den Communities in denen ich unterwegs war, habe ich gelesen, geschrieben und gelernt. Konnte mich austauschen, wo ich es aufgrund geografischer und sozialer Barrieren in jungen Jahren anders noch nicht gekonnt hätte. Manche der Menschen, die ich dort kennen lernte, betreiben heute noch ihre Blogs, schreiben über coole Dinge und sind kreative Köpfe, Podcaster und ich freue mich immer bei ihnen mit zu sehen oder zu hören.

Kultur, Zeitintensität und Unverständnis warum der Junge denn so viel am Computer sitzen müsse gab es im Wechsel mal mehr und mal weniger. Unterm Strich bin ich sehr froh, dass ich ein kleines Kupferkabel hatte und trauere nicht um die vielen Stunden, die ich mich durch Foren gewälzt oder an Chats beteiligt habe.

Das Internet ist ein Teil meines zu Hauses.

Was hat das Internet mit euch angerichtet?

Schreibt doch mal einen Post oder Kommentar, wie ihr ins Internet kamt, was für Erfahrungen ihr gesammelt habt und ob es euch geprägt hat, oder nicht.


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